Die kleine Ortschaft San Salvatore di Sinis, die in der Nähe der Lagune von Cabras liegt, erscheint uns ein altes unbewohntes Dorf. Ein Mal im Jahr jedoch, gegen Ende August Anfang September, wird das Dorf zum Anlass des Festes für den Schutzpatron bewohnt.
Im Zentrum des kleinen Dorfes steht die kleine Landkirche von San Salvatore aus dem 6. Jahrhundert, die einen unterirdischen viel älteren Bereich verbirgt: ein Hypogäum, das in seiner heutigen Form auf das späte romanische Zeitalter (3. – 4. Jhd. n. Chr.) zurückgeht. Der Ort wurde allerdings schon seit der Nuraghenzeit wegen des Wasserkultes besucht.
Zu dem unterirdischen Bereich führt uns eine Treppe am linken Querschiff der Kirche. Der Bereich wurde teilweise in den Felsen gehauen und teilweise aus Sandstein gebaut, ist 12 Meter lang und 10 Meter breit und besteht aus 5 Räumen, die um einen zentralen runden Raum angeordnet sind, in dem der nuraghische heilige Brunnen thront, um dem man vom Neolithikum an den Wasserkult zelebrierte.
Das Interessante und Besondere des Hypogäums von San Salvatore liegt hauptsächlich in der Vielfalt der Menschen aus verschiedenen Epochen, die es jedoch immer zum Zwecke eines Kultes auffanden. Von ihnen finden wir Spuren an den Wänden verschiedener Räume, die von mehr oder weniger akkuraten Inschriften und Zeichnungen bedeckt sind. Die Inschriften sind fast alle aus lateinischen und griechischen Buchstaben, außer einem langen arabischen Text im zentralen Raum, der zahlreiche typische Sätze aus dem mosleminischen Glauben beinhaltet und wahrscheinlich aus dem 16. -17. Jahrhundert stammt.
Von punischer Prägung scheint die immer wiederkehrende Inschrift RF zu sein („rufù”= „werde gesund” in semitischer Sprache), während ein großer Teil der Zeichnungen aus der romanischen Zeit stammt. Ein sehr dominierendes Motiv unter den Zeichnungen, das wir mehrere Male in unterschiedlicher Form wiederfinden, ist das Schiff. Es scheint die Funktion einer Votivgabe seitens der Seemänner gehabt zu haben. Zahlreich auch die Zeichnungen von Tieren (Panther, geflügelte Pferde, Delfine), menschliche Figuren und Darstellungen von Helden aus der Mythologie oder Gottheiten: unter diesen Herkules, der den Löwen Nemeo ermordet oder auch die Szene, die die Liebe zwischen Venus und Mars darstellt. Die Experten können nur schwer genaue Angaben zum Alter der verschiedenen Graffiti machen, dennoch scheint deutlich zu sein, dass der Bereich eine Kontinuität von einer zunächst heidnischen zu einer christlichen Religion aufweist, so wie wir es von der Präsenz zweier Altare erahnen können, die sich in zwei Räumen des Hypogäums befinden.
Diese Tradition hat seinen Ursprung wahrscheinlich im 16. Jahrhundert, während der spanischen Vorherrschaft, als einer der zahlreichen sarazenischen Angriffe vom Meer bis nach Cabras reichte. Die Einwohner mussten die Heiligenstatue vom Dorf San Salvatore bis nach Cabras tragen, um sie vor den Eindringlingen zu schützen. Seitdem wiederholt sich dieser traditionelle Lauf jedes Jahr.
Die Feier beginnt am Freitag, wenn Frauen in traditionellen Trachten mit einer Prozession eine kleine Heiligenstatue, „Su Santigheddu” genannt, von der Kirche Santa Maria Assunta in Cabras bis zur kleinen Landkirche des Dorfes San Salvatore tragen. Am selben Tag beginnt die Novene, während der die Einwohner von Cabras die „cumbessias”, die Behausungen der Pilgerer, bewohnen.
Am Samstag transportieren hunderte von barfüßigen Männern, mit weißen Tunikas gekleidet, rennend den Heiligen 9 Kilometer von San Salvatore nach Cabras, während sie die Statue am Sonntag den Weg andersherum rennend wieder zurückbringen.
Eine weitere Kuriosität, was die frühere Geschichte dieses kleinen Dorfes betrifft, ist, dass es Ende der 60er Jahre als Set für mehrere Westernfilme genutzt wurde, weil, so sagte man damals, die Landschaft des Sinis mit ihren goldfarbenen Hügeln an Mexiko erinnere. An den typischen Häusern wurden kleine Änderungen vorgenommen, die heute noch sichtbar sind, und es wurde auch ein Saloon realisiert, der später durch einen Brand zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde. Wie dem auch sei, das kleine Dorf San Salvatore, so reich an Eigenheiten, ist sicherlich ein Besuch wert.