Die „Riesen” von Mont’e Prama sind bis heute 25 zirka 2 Meter hohe Statuen aus Kalkgestein. Sie stellen Krieger dar, deren Fragmente schon vor 1974 gefunden wurden, dank der zufälligen Entdeckung, die zwei Bauern, Sisinnio Poddi und Battista Meli, gemacht haben: Während sie ein Feld in Cabras am Fuße des kleinen Hügels Mont’e Prama pflügten, standen sie plötzlich vor einem großen Kopf aus Kalkgestein.
Es wurden die Behörden benachrichtigt und die Ausgrabungskampagne begann: Die Interpretation dieser Statuen betreffend, stehen sich zwei unterschiedliche Thesen gegenüber, und es bleiben immer noch einige Fragen offen, auch weil immer noch nicht das ganze Gebiet ausgegraben wurde.
Die Statuen kommen aus der Eisenzeit (10. – 6. Jahrhundert v. Chr.), eine Zeit, in der Sardinien von der Nuraghenkultur bewohnt wurde. Auch die genaue Altersangabe der Statuen ist umstritten, aber die glaubwürdigsten Hypothesen datieren sie auf das 8. Jahrhundert v. Chr.
Ausschlaggebend für das Verständnis ihrer Funktion ist der Fundort: Die Figuren standen zusammen mit zahlreichen Bethylen und Modellen von Nuraghen auf einer Nekropole mit 33 Grubengräbern. Sie stellen, wie schon erwähnt, Krieger dar: 16 von ihnen, sogenannte „Faustkämpfer”, haben ein Schild in der linken Hand und bilden mit der rechten eine Faust. 5 sind Bogenschützen mit einem Bogen in der linken Hand während die rechte eine Opfergeste an die Gottheit macht. 4 sind Krieger, die ein rundes Schild in der Hand hielten. Man muss sagen, dass die Statuen alle unkomplett sind und viele Fragmente lassen die Präsenz weiterer Statuen erahnen.
Die Krieger haben Merkmale, die sich regelmäßig und identisch wiederholen, man kann jedoch sehr kleine Details bemerken, wodurch sich die Statuen unterscheiden, deshalb kann man auf Werke schließen, die von unterschiedlichen Händen entstanden sind, auch wenn im selben Kontext.
Da die Statuen im Bereich einer Nekropole gefunden wurden, gehen Experten davon aus, dass sie ein „Heroon” bilden, ein Tempel mit der Funktion, die Vorfahren einer aristokratischen Familie jener Zeit zu zelebrieren, indem die menschliche Figur monumentalisiert und die militärische und religiöse Dimension hervorgehoben wird.
Die Statuen geben die lokalen Modelle der Nuraghenkultur wieder: die dargestellten Figuren sind auf die zahlreichen auf der Insel gefundenen Bronzefiguren zurückzuführen. Sie weisen allerdings Details eines orientalisch angehauchten Stils auf, der zu jener Zeit im Mittelmeerraum verbreitet war (in der Kleidung, in der Darstellung der Augen als zwei große Kreise).
Tatsächlich glaubt man, dass die Krieger von den sardischen Nuraghern realisiert worden sind, die jedoch den Stil und die Werke der orientalischen Völker überarbeiteten, die vom Meer kamen und sich auf die Insel niederließen (auch in der Nähe von Tharros) und mit denen sie Kontakt hatten. Man nimmt also an, dass die Statuen aus orientalischen Prototypen aus dem süd-anatolischen und iranisch- kaukasischen Gebiet aus der Zeit zwischen dem Ende des 2. Jahrtausend v. Chr. und dem Anfang des 1. Jahrtausend v. Chr. stammen, auch wenn diese Modelle wiederum aus der Bearbeitung der Elemente aus dem mesopotamischen und syrischen Gebiet des 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. stammen.
Die bis jetzt gefundenen 5178 Fragmente der Statuen sind von 2007 bis 2011 von einem Expertenteam im Labor Li Punti in Sassari zusammengesetzt worden. Bis 2016 können wir die Riesen im Archäologischen Museum von Cagliari und im Bürgermuseum von Cabras, nicht weit von dort, wo sie in den 70er Jahren gefunden worden sind, bewundern.