Vom Ursprung bis zur Nuraghenzeit

Der Ursprung

Sardinien ist eines der ältesten Länder Europas: seine am weitesten zurückliegenden Kulturen lebten vor zirka 600 Millionen Jahren im Zeitalter des Paläozoikum. Es bildete mit Korsika ein einheitliches Agglomerat, das sich von der Küste des aktuellen Frankreich und Spanien loslöste und nach einer zirka 13 Millionen Jahre langen Reise als Insel seine aktuelle Position erreicht hat.
Menschliches Leben auf Sardinien gibt es seit dem Paläolithikum, wie die Überreste in Oliena in der Grotte von Corbeddu (Hirschknochen mit Einkerbungen) bezeugen. Die Insel wurde allerdings erst ab dem Neolithikum sesshaft bewohnt.
Diese Kulturen lebten in Grotten, zu denen nach und nach Hüttendörfer kamen, und widmeten sich zunächst der Jagd und dem Fischfang, später auch der Viehzucht, dem Ackerbau und dem Handwerk. Die Bevölkerung dieser Zeit verehrte die Dea Madre (Muttergöttin), neben dieser stand der Dio Toro (Gott des Stieres), beide Fruchtbarkeitssymbole. Den Totenkult betreffend, sind etwa hundert Dolmen und mehr als zweitausend Domus de Janas (Feenhäuser), in Felsen gegrabene Grotten, die oft in Nekropolen gruppiert und hauptsächlich mit Stierbüsten geschmückt sind, gefunden worden.

Die Nuraghenkultur

Nuraghe von BaruminiDie Nuraghenkultur ist sicherlich die Kultur, die mehr als jede andere Sardinien charakterisiert. Sie entwickelte sich in der Zeit, die von 1800 v. Chr. bis zum 3. Jhd. v. Chr. reicht und somit die Bronzezeit, Eisenzeit und die Frühantike umfasst.
Der Name dieser Kultur kommt von ihren typischen Bauten, den Nuraghen (in vorromanischem Sardisch bedeutet „nur” Höhle/Haufen). Es sind mit der Megalithtechnik gebaute kegelstumpfförmige Türme. Große Steine wurden ohne Verwendung von Mörtel übereinandergelegt. Sie endeten in einer falschen Kuppel „tholos” genannt, die eine Höhe von bis zu 20 Metern erreichen konnte, mit einem Durchmesser von 10 Metern. Auf sardischem Gebiet wurden bis heute überall verteilt zirka 7.000 Nuraghen gefunden, sowohl eintürmige als auch mehrgelappte, alleinstehende oder von richtigen Hüttendörfern umgeben. Was die Funktion dieser Bauten angeht, gibt es unterschiedliche Theorien, man glaubt jedoch, dass sie mehrere Aufgaben hatten: Sie dienten sowohl zum Wohnen als auch zu militärischen und religiösen Zwecken.
Die Spiritualität des Nuraghenvolkes war vom Wasserkult gekennzeichnet. Das Wasser wurde in den heiligen Brunnen, auch Brunnentempel genannt, geehrt. Man zählt davon auf der ganzen Insel heute etwa 40. Sie bestehen normalerweise aus einem Vorplatz auf der Bodenoberfläche, wo die religiösen Handlungen abgehalten wurden, einer Treppe und einem Raum mit Gewölbe „tholos”, das den Brunnen abdeckte. Im Dorf befand sich auch die Nekropole, bestehend aus den charakteristischen Gräbern „Tombe di Giganti” genannt. Es sind megalitische Bestattungsbauten, Gemeinschaftsgräber mit einem Umriss in Form eines Stierkopfes.
Modell der Nuraghe Santu AntineEin anderer typischer Ausdruck der Nuraghenkultur liegt in den Bronzestatuen, kleine, 8 bis 40 cm hohe Bronzeskulpturen, die angebetet wurden und Schafshirten, Handwerker, Priester, Stammesführer aber manchmal auch Tiere und kleine Schiffe darstellen. Sie wurden aus Wachsmodellen hergestellt, die dann mit Lehm ummantelt wurden. Man machte dann ein Loch in den Lehm, aus dem während des Brennens der Wachs lief. Die Lehmform wurde dann benutzt um die kleinen Bronzestatuen zu schaffen. Auf diese Art ist jede Bronzestatue ein Unikum. Im Laufe der Jahre wurden von ihnen zirka 400 Stück gefunden.
Die Nuraghenkultur existierte weiter, auch als andere Völker sich auf der Insel ansiedelten: ab dem 9. Jhd. v. Chr. die Phönizier, gefolgt von den Karthagern ab dem 6. Jhd. v. Chr.

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