Die Zeit der Judikate und Eleonora d’Arborea

Die Judikate

Plan der vier Judikate SardiniensDie Judikate waren vier unabhängige Reiche, die sich zwischen dem 9. und 15. Jahrhundert in Sardinien entwickelten. Sie waren demokratisch, denn die in einem Parlament (die Corona de Logu) vereinigten Vertreter des Volkes trafen die Entscheidungen. Sie hatten die absolute Souveränität, weil sie niemanden über sich anerkannten. Im Gegensatz zu den meisten zeitgenössischen Staaten  waren sie nicht Eigentum des Herrschers, sondern gehörten zum Volk, das mit einem Eid im Parlament Corona de Logu den Richtern die Judikate anvertraute.
Der Richter war das Oberhaupt des Staates. Er wurde vom Parlament mit einem gemischtem Wahl- und Erbesystem gewählt. Es wurde die direkte Linie der Männer der Linie der Frauen vorgezogen, wobei die Frauen nicht regierten sondern nur „schalteten” und sie waren die Titelhalter für die Söhne oder  Ehemänner. Die Judikate waren in „curatorìas” unterteilt, deren gleichen es in anderen europäischen Staaten zu der Zeit nicht gab: es waren Wahl-, Verwaltungs- und Gerichtsdistrikte, die aus mehreren Dörfern oder auch „ville” bestanden. Jedes Judikat hatte eigene Grenzen um seine eigenen politischen und kommerziellen Interessen, sein eigenes Parlament, seine eigenen Rechte, seine eigenen Nationalsprachen, seine eigenen Embleme zu schützen.
Sardiniens Autonomie wurde allerdings bald von den florierenden Republiken Pisa und Genua sowie von der Politik des Papstes zur Diskussion gestellt. Ende des 13. Jhd. erhielt Pisa die Kontrolle der Judikate Gallura und Cagliari, während Genua das Judikat Torres kontrollierte. Um den Krieg zwischen dem Haus Anjou und den Aragonesern um den Besitz Siziliens zu klären, gründete 1297 Papst Bonifatius VIII. das „Regnum Sardiniae et Corsicae” und gab es als Lehen an König Jakob II. von Aragon. Der Papst versprach ihm seine Hilfe im Tausch für Sizilien, sollte er Sardinien, das in den Händen von Pisa lag, erobern wollen.
Mit Hilfe der Richter von Arborea überfiel der Infant Alfons von Aragon zwischen 1324 und 1326 die von den Pisanern besetzten Gebiete Gallura, Sassari und Cagliari: das war der Beginn der iberischen Herrschaft über Sardinien.
Von 1365 bis 1409 besetzten die Richter von Arborea einen großen Teil der Gebiete auf der Insel, außer Cagliari und Alghero, auf die sich die Carta de Logu ausdehnte, eine Gesetzessammlung von Eleonora d’Arborea erarbeitet, die Regentin des Judikats nach dem Tode ihres Bruders Hugo III.
Martin I genannt der Junge, König von Sizilien und Erbe von Aragon, besiegte 1409 Arborea und eroberte somit ganz Sardinien, so hörte auch das letzte sardische Judikat auf zu existieren.

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